Karte (Kartografie) - Kairouan

Kairouan
Kairouan oder Qairawan, seltener Kairuan, auch (al-)Qairawān, ist eine Stadt in Tunesien mit etwa 120.000 Einwohnern. Sie liegt 150 km südwestlich von Tunis, 50 km westlich von Sousse und ist der Sitz des gleichnamigen Gouvernements Kairouan.

Bis zum 11. Jahrhundert war die Stadt ein wichtiges Zentrum der islamischen Gelehrsamkeit im arabischen Nordafrika (Ifrīqiya).

Mit der Altstadt und ihren gemäß orientalischer Tradition nach Zünften geordneten Märkten, mit ihren Moscheen und anderen Sakralbauten steht Kairouan seit 1988 auf der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes. Gemäß Beschluss der Islamischen Organisation für Bildung, Wissenschaft und Kultur (ISESCO), einer Unterorganisation der Islamischen Weltliga, war Kairouan „Hauptstadt der islamischen Kultur 2009“.

Die Stadt ist nach mehreren Feldzügen muslimischer Araber unter ʿUqba ibn Nāfiʿ und seinen Nachfolgern in der Region zwischen 666 und 670 zunächst als Heerlager mit der Eingrenzung des Moscheebereiches und der Festlegung der (Gebetsrichtung) gegründet und in der Folgezeit ausgebaut worden. Die frühesten Berichte über die muslimische Eroberung dieser Gebiete in Ifrīqiyā gehen auf Informationen des ägyptischen Historikers Ibn ʿAbd al-Ḥakam (gestorben 871 – GAS, Bd. I. S. 255–256) zurück. Es wird angenommen, dass die Gründung durch die unmittelbare Nähe des seit dem 9. Jahrhundert schriftlich dokumentierten Brunnens Umm ʿIyāḍ, nur 15 m östlich der Hauptmoschee, im heutigen Volksmund „biʾr takfa“ genannt, begünstigt war. Weitere Originalquellen sind die Arbeiten nordafrikanischer Lokalhistoriker und die geographische Literatur vor allem andalusischen Ursprungs. Bereits gegen 654–655 haben muslimische Truppen einige Gebiete unter Muʿāwiya b. Ḥudaiǧ erobert, der in der Hügellandschaft bei al-Qarn, südlich vom später gegründeten Kairouan, seine Lagerstätte errichtete (wa-ittakhaḏa qairawānan ʿinda l-Qarn). Gemäß Abū Bakr al-Mālikī (gest. gegen 1061 – GAS Bd. I. S. 360), eine der wichtigsten Quellen zur Lokalgeschichte Kairouans, baute Muʿāwiya b. Ḥudaiǧ in 670 ''„in der Gegend von al-Qarn Wohnsiedlungen (masākin) und nannte sie qayrawān. al-Qairawān als Ort war (damals) nicht bewohnt und nicht besiedelt.“'' Das Auftreten von ʿUqba b. Nāfiʿ datiert er auf das 676.

Da die byzantinische Flotte um jene Zeit das Mittelmeer beherrschte, entstanden die ersten Stützpunkte im sicheren Landesinneren. Durch die Wahl des geographischen Ortes erhielt bereits die erste Siedlung ihre strategische Bedeutung. Islamischen Berichten zufolge sollte ihre Entfernung zur Küste allerdings nicht mehr als eine Tagesreise betragen, die die Kürzung des täglichen Gebets (taqṣīr/qaṣr aṣ-ṣalāt) als „Gebet des Reisenden“ ritualrechtlich nicht erforderlich machte. Die Bewohner der Stadt waren somit, so die Ansicht Qairawāner Historiker, „murābiṭūn“, d. h. Kämpfer, in der Garnisonenstadt, im Ribāt, hinter der Demarkationslinie zu Byzanz. In diesem Sinne lässt man ʿUqba b. Nāfīʿ selbst sprechen: „Die Bewohner der Stadt sind Kämpfer (murābiṭūn)“. Erwähnenswert sind die Einwände von an-Nādschī (gest.1433 – GAL, Suppl. II. S. 337) in seinem Kommentar zu ad-Dabbāgh (gest.1296 – GAL, Suppl.I.S.812; H.R. Idris (1977), S. 244–249) an derselben Stelle, die er wie folgt begründet: ''„Ihre Ansicht belegt, dass Ribāṭ durch den Wohnsitz der Bürger entsteht. Die Bestimmungen der Rechtsgelehrten besagen aber: im Ribāṭ befindet sich nur derjenige, der seine Familie zurückläßt und in der Küstenregion wohnt. Derjenige aber, der in der Region seine neue Heimat findet (istawṭanahā), hat nicht den Vorzug des Ribāts. Daher beachte dies.“''

Die gesamte damals offenbar verlassene byzantinische Region nennen arabische Geographen Qammūda / Qammūnīya, deren Ausbreitung sie zwischen Qasṭīliyya (Tozeur im Südwesten) und dem antiken Hadrumetum (Sousse) im Osten definieren. Die Übernahme bereits vorhandener Siedlungen, in welcher Form auch immer, kann in der Entstehungsgeschichte Kairouans nicht dokumentiert werden.

Bedeutung und Ursprung des Namens „Qairawān“ sind indes ungeklärt. Es wird angenommen, dass der Name die arabisierte Form des persischen Wortes „kārwān“ im Sinne von „Karawane“ ist, oder den Rastplatz der Karawanen bedeuten könnte. Schon dem vorislamischen Dichter Imruʾu-ʾl-Qais (gest. vor 550 n. Chr. GAS, Bd. II. 122–126) wird eine Verszeile zugeschrieben, in dem „qairawān“ im Sinne von „Gruppe von Menschen“ vorkommt: Der arabische Philologe Abū ʿUbaid, al-Qāsim b. Sallām al-Harawī (gest. 838) erklärt diese Verszeile und eine Aussage des Koranexegeten Muǧāhid b. Ǧabr (gest.722) im selben Sinne.

Der Lokalhistoriker Abū Zaid ad-Dabbāgh, dessen Werk mit den Ergänzungen von Ibn Nādschī ebenfalls zu den wichtigsten Quellen zur Stadtgeschichte zählt, erörtert diesen Begriff wie folgt: „In der Sprache der Araber war man über die Bedeutung des Wortes ‚al-Qairawān‘ unterschiedlicher Ansicht. Man sagte, es bezeichnete einen Versammlungsort sowohl von Menschen als auch des Heeres. Man sagte auch, es sei das Lager für die Ausrüstung des Heeres oder gar das Heer an sich. Die Bedeutungen sind vergleichbar.“ Indes wird auch der mögliche berberische Ursprung, wie in einigen Ortsnamen in der Nähe Qairawāns, in vergleichbaren Lautformen angenommen, der jedoch in der Forschung als nicht stichhaltig abgelehnt wird.

 
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Land (Geographie) - Tunesien
Flagge Tunesiens
Tunesien (amtlich Tunesische Republik, ) ist ein Staat in Nordafrika. Er besteht aus 24 Gouvernements. Tunesien hat knapp 12 Millionen Einwohner und zählt mit 71 Einwohnern pro km² zu den weniger dicht besiedelten Staaten.

Tunesien grenzt im Norden und Osten an das Mittelmeer (1146 km Küstenlinie), im Westen an Algerien und im Süd-Osten an Libyen. Sein Name ist von dem Namen seiner Hauptstadt Tunis abgeleitet. Tunesien gehört zu den Maghreb-Ländern. Die größte vorgelagerte Insel ist Djerba (514 km²). Das Land ist mit einer Fläche von 163.610 km² ungefähr doppelt so groß wie Österreich.
Währung / Sprache  
ISO Währung Symbol Signifikante Stellen
TND Tunesischer Dinar (Tunisian dinar) دت 3
ISO Sprache
AR Arabische Sprache (Arabic language)
FR Französische Sprache (French language)
Stadtviertel - Land (Geographie)  
  •  Algerien 
  •  Libyen